Wasserstoff nicht in Gasheizungen
Gemeinsam mit Parents4Future und Scientist4Future macht BonnNetz auf die untergeordnete Rolle von Wasserstoff für die kommunale Wärmeplanung aufmerksam. Anlass ist die Übergabe eines offenen Briefs diverser Klima- und Umweltverbände unter Federführung des Umweltinstituts München an mehr als 10.000 Gemeinden in Deutschland, in dem unter dem Titel "Achtung, Kostenfalle: Wasserstoff nicht verheizen!" vor verschiedenen Risiken gewarnt wird.
"In Bonn spielt einerseits die Fernwärme eine Rolle, bei deren Erzeugung zukünftig neben Dampf auch Wasserstoff zum Einsatz kommen soll als Ersatz für die Zufuhr von Erdgas. Darüber hinaus werden wir mit der kommunalen Wärmeplanung Gebiete ausweisen, die über Nahwärmenetze und dezentral über Wärmepumpen oder Biomassekessel versorgt werden können", ordnet Urs Reitis, Geschäftsführer von BonnNetz das Thema Wasserstoff ein.
Tomas Forkert von Scientists4Future unterstreicht: "Allen muss klar sein, dass Wasserstoff kein lohnenswerter Wärmelieferant für die Gasheizung zuhause sein kann. Er ist zu teuer, nicht effizient genug und schlicht nicht in ausreichenden Mengen verfübar." Forkert hat an einer Stellungnahme der Scientists Köln/Bonn zum offenen Brief mitgearbeitet.
Malte Kleinwort und Annemarie Schiemann ergänzen für Parents4Future: "Mit großem Aufwand versucht die Gaslobby, auf Kosten unser aller Zukunft alte, klimaschädliche Geschäftsmodelle unter dem Mantel von Technologieoffenheit fortzuführen. Wenn alle Stadtwerke in Deutschland sich so klar gegen das teure Verheizen von Wasserstoff in privaten Haushalten aussprechen würde wie die Stadtwerke Bonn, hätte die Gaslobby keine Chance."
Das ist der Grund für den offenen Brief. Darin wird über die schwierigen Rahmenbedingungen aufgeklärt, was das Verteilen von H2 über vorhandene Erdgasleitungen betrifft: Diese seien für den Transport von 100 Prozent Wasserstoff meistens nicht geeignet, weil er durch die überwiegend aus herkömmlichen Materialien bestehenden Leitungen diffundieren könne.
Der um das dreifache geringere Heizwert von Wasserstoff macht ihn im Erdgasnetz unattraktiver, da drei Mal mehr Gasvolumen eingepeist werden müsste für dieselbe Heizleistung. Die mit dem Herstellen und der Verwendung verbundenen Kosten von grünem Wasserstoff sind viel zu hoch für einen breiten Einsatz im dezentralen, kommunalen Netz.
Parents for Future und Scientists for Future sehen die Nutzung von Wasserstoff für die Produktion der Fernwärme kritisch, wissen aber um die Schwierigkeit, darauf zu verzichten. Sie erhoffen sich, dass weiterhin nach Alternativen gesucht wird, damit die Verwendung von H2 im Bereich der Fernwärme schrittweise zurückgefahren werden kann, ein Zwischenschritt wäre die beschränkte Nutzung für das Bewältigen der Spitzenlast.
Dazu wird im Auftrag der Stadt Bonn im Zuge der kommunalen Wärmeplanung im gesamten Stadtgebiet nach regenerativen Energiequellen sowie nach weiteren Potentialen für unvermeidbare Abwärme gesucht, um die Wärmeversorgung im gesamten Stadtgebiet sukzessive nachhaltig zu gestalten.
Auf Grund der fluktuierenden Erzeugung von regenerativen Stromerzeugungsanlagen und volatilen Stromverbräuchen im Netz muss aus Sicht der Stadtwerke die Erzeugung auf absehbare Zeit mit bivalenten Heiz-Kraftwerken sichergestellt werden, um die Versorgungssicherheit jederzeit gewährleisten zu können. Dabei ist es wichtig, das Prinzip der Kraft-Wärme-Kopplung (KWK) zu nutzen, um den eingesetzten Energieträger möglichst effizient zu nutzen und neben Strom auch nachhaltige Wärme zu produzieren.
Das sind die Alternativen
Für treibhausgasarmes Heizen stehen verschiedene Möglichkeiten zur Verfügung. Die wichtigste ist die Verwendung von grünem Strom in Verbindung mit Wärmepumpen und bestehenden Wärmereservoirs niedriger Temperatur. Solche Wärmereservoirs sind z. B. Umgebungsluft, kalte Nahwärme basierend auf Flusswasser, Abwärme von Industrie und Rechenzentren, saisonalen Wärmespeichern oder Geothermie. Weitere Möglichkeiten des treibhausgasarmen Heizens bestehen im Einsatz von Geothermie sowie durch das Verbrennen von Biomasse - zum Beispiel Holzpellets - und Biogas.
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