Fünf Fragen an BonnNetz – Wasserrohrbrüche
Bonns Netzbetreiber BonnNetz sorgt nicht nur dafür, dass alle Bürgerinnen und Bürger Strom haben. Er kümmert sich auch darum, dass alle Haushalte mit Wasser versorgt werden. Doch was tun, wenn ein Wasserrohr bricht? Und wie kommt es überhaupt dazu? Diese und weitere Fragen beantwortet Fachbereichsleiter Thomas Bundschuh im dritten Teil unserer Interviewreihe „Fünf Fragen an BonnNetz“.
Wie oft kommt es vor, dass Wasserversorgungsleitungen kaputt gehen?
Thomas Bundschuh: Im Normalbetrieb reden wir von ca. 280 Wasserrohrbrüchen pro Jahr bei einer Rohrleitungslänge von 950 Kilometern zzgl. rund 56.000 Netzanschlüssen. Die durchschnittliche Schadensrate unserer Netzleitungen liegt bei 0,09 Schäden je Kilometer und Jahr, bei den Netzanschlüssen kommen wir auf etwa 3,6 Schäden pro 1.000 Netzanschlüsse und Jahr. Gemessen an den vom Deutschen Verein des Gas- und Wasserfaches e. V. (DVGW) beschriebenen Richtwerten liegen wir in Bonn bei einer niedrigen Schadensrate. Unser Netz steht im Vergleich also sehr gut da. Unsere Mitarbeitenden bei BonnNetz betreuen das Wassernetz rund um die Uhr und sind zeitnah zur Stelle, wenn es zu einer Störung kommt.
Wie bemerkt BonnNetz einen Wasserrohrbruch und wie geht das Unternehmen in so einem Fall vor?
Thomas Bundschuh: Das ist sehr unterschiedlich. Häufig bemerken unsere Kundeninnen und Kunden ungewöhnlich feuchte Stellen oder ein Rinnsal auf der Straße oder im Keller. Diese Meldung, die man 24/7 über die Störmeldenummer 0800-2666389 absetzen kann, greifen wir auf und überprüfen die Angaben. Dafür rückt zuerst unser Entstördienst zur Schadens- und Gefahrenabwehr aus. Dies im Bedarfsfalle auch mit Sonderrechten (Blaulicht/Martinshorn). Handelt es sich um einen Wasserrohrbruch folgen dem Entstördienst dann die Instandsetzer. Da Wasserrohrbrüche zu jeder Tages- und Nachtzeit auftreten können, sind wir an 365 Tagen im Jahr rund um die Uhr einsatzbereit.
Zur Überprüfung des Rohrbruches nutzen wir üblicherweise Geräuschkorrelatoren und/oder elektroakustische Wasserlecksuchgeräte als auch die klassischen Horchdosen. Mit diesen Geräten kann man Leckgeräusche an Rohrleitungen identifizieren und mit viel Erfahrung eine mögliche Leckage auf der Rohrleitung verorten. Neben den Kundenmeldungen führen wir auch proaktiv Streckenuntersuchungen und Geräuschmessungen mittels Geräuschdatenloggern durch. Hierzu sind wir täglich im Netz unterwegs und aktiv auf der Suche. Besonders da, wo wir aufgrund einer vorangegangenen Wasserverlustmengenanalyse mögliche Leckagen vermuten.
Es gibt auch Versorger, die Wünschelrutengänger einsetzen, um Leckagen ausfindig zu machen. Hiervon halte ich als Ingenieur jedoch wenig und verlasse mich eher auf klar messbare Zahlen, Daten und Fakten.
Wie lange dauert die Reparatur im Durchschnitt und gibt es etwas Besonderes dabei zu beachten?
Thomas Bundschuh: Die Instandsetzungsdauer variiert je nach örtlicher Gegebenheit sehr. Im Schnitt rechnen wir mit fünf Stunden zwischen lokalisierter Leckage und dem Abdichten der betroffenen Stelle. Das hängt davon ab, wie genau und erfolgreich die Lokalisation der Leckage war und wie reibungslos die anschließenden Tiefbauarbeiten verliefen. Häufig wird das Wasser bis zum Freilegen der Schadstelle nicht abgestellt, um zum einen die Schadsstelle besser ausfindig zu machen und zum anderen zu vermeiden, dass schmutziges Wasser in das Trinkwassernetz eindringen kann. Somit beschränkt sich die eigentliche Versorgungsunterbrechung meist nur auf den Zeitraum, in dem das defekte Rohr ersetzt wird.
Natürlich gibt es auch Ausnahmen. Etwa wenn es sich um große Rohre und umfangreichere Schadstellen handelt. Dann kann der Aufwand, um die Rohrleitung freizulegen und zu reparieren, schon einmal größer ausfallen. In so einem Fall ist eine sofortige Unterbrechung der Wasserzufuhr nötig, damit keine weiteren Unterspülungen stattfinden und damit der Wasserdruck im restlichen Netz nicht zusammenbricht. Bei allen Arbeiten achten wir ganz besonders auf die Hygiene. Denn schließlich ist Wasser das Lebensmittel Nummer 1.
Bis die Baugrube verfüllt und die Straßenoberfläche wiederhergestellt werden kann, muss meist noch etwas gewartet werden, damit das völlig durchnässte Erdreich im Umfeld abgetrocknet ist. Erst danach kann die Leitung wieder in Sand gebettet und der eingebrachte Boden bzw. Schotter neu verdichtet werden. Dem schließt sich dann der Gehweg- bzw. Straßenaufbau an. Bei Bedarf werden zu guter Letzt noch Fahrbahnmarkierungen aufgebracht und der ursprüngliche Zustand wiederhergestellt. Da die Maßnahmen häufig im öffentlichen Straßenraum stattfinden, müssen wir bei den Bauarbeiten auch immer die Gegebenheiten der jeweiligen Umgebung mitdenken, z.B. wenn der Verkehr umgeleitet werden muss oder Wege für Fußgängerinnen und -gänger eingerichtet werden müssen.
Was sind die häufigsten Ursachen dafür, dass Leitungen lecken?
Thomas Bundschuh: Häufig handelt es sich um ein Bauteilversagen oder einen Defekt an mechanischen Verbindungen. Bei metallenen Leitungen kann Korrosion eine Rolle spielen. Bei Kunststoffrohrleitungen kommt die Punktlasten-Thematik noch zum Tragen. Diese potenziellen Ursachen werden auch durch die ständigen Bodenbewegungen im Erdreich bedingt durch Temperaturänderungen verstärkt. Darüber hinaus beobachten wir auch, dass Rohrleitungen mitunter durch Arbeiten Dritter in Mitleidenschaft gezogen werden. So können beispielsweise Bagger die Rohre beschädigen und infolge zu Wasserrohrbrüchen und Versorgungsstörungen führen.
Kann man Wasserrohrbrüchen vorbeugen?
Thomas Bundschuh: Als Verbraucher selbst nur bedingt durch Sorgfalt und Beachtung der allgemein anerkannten Regeln der Technik. So sollten beispielsweise im Bereich der Inneninstallation keine mechanischen Kräfte auf Leitungen aufgebracht werden. Außerdem ist es hilfreich, den Wasserfilter regelmäßig zu spülen bzw. zu wechseln. Bei Tiefbauarbeiten im Garten und am Haus empfiehlt es sich, vorab eine Auskunft über die genaue Leitungslage beim Trinkwasserversorger einzuholen.
BonnNetz als lokaler Trinkwasserversorger führt neben den umfangreichen Wartungs- und Inspektionstätigkeiten auch Ursachenanalysen bei allen Rohrbrüchen durch. Die hieraus resultierenden Erkenntnisse fließen dann in die Neubeschaffung von Material und Leistung ein. Zusätzlich werden die Erkenntnisse im unternehmensübergreifenden Austausch im Verband der Trinkwasserversorger beim DVGW klassifiziert und geclustert. Hieraus leiten sich dann unter anderem Handlungsempfehlungen ab, z.B. vorsorgliches Erneuern, aber auch Verändern und Anpassen des technischen Regelwerks, u.a. des DVGW in dem beschrieben ist, wie Trinkwassernetze zu planen, bauen und zu betreiben sind.
Eine konkrete Vorhersage oder das Verhindern eines Wasserrohrbruchs ist trotz aller Maßnahmen nicht möglich. (cp)
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