Fünf Fragen an BonnNetz - Stromausfälle

Julian Pitzen gibt Antworten auf fünf Fragen zum wichtigen Thema Stromausfälle. (Foto: Martin Magunia/SWB)

Im zweiten Teil unsere Reihe „Fünf Fragen an BonnNetz“ gibt Fachbereichsleiter Julian Pitzen Antworten auf häufig gestellte Fragen rund um das Thema Stromausfall. Hat Bonn statistisch gesehen mit vielen Unterbrechungen zu kämpfen und ist ein Stadtbezirk davon besonders betroffen? Pitzen ordnet Zahlen, Daten und Fakten für den Netzbetreiber ein.

Wie oft kommen Stromausfälle vor?

Julian Pitzen: Hier muss differenziert werden, wo diese Stromausfälle auftreten, welche  Ursachen und Auswirkung sie haben und inwiefern wir als Netzbetreiber dann dafür verantwortlich sind. Häufig treten Fehler an Anlagen der Kunden oder in den Hausinstallationen auf. Dann ist es kein Fall für uns. Diese Ausfälle sind räumlich sehr begrenzt. Zu Störungen in unseren Netzen kann man keine pauschalen Aussagen treffen, da diese Ereignisse unerwartet und unvorhersehbar auftreten. Um jedoch generell einschätzen zu können, ob Bonn stärker als andere Städte und Gemeinden von Ausfällen betroffen ist, lohnt sich der Blick auf den ASIDI-Wert. Den gibt die Bundesnetzagentur für ganz Deutschland am Ende eines Jahres für das vorangegangene Jahr bekannt als Qualitätswert für die Mittelspannung. Ende 2024 wurde also der ASIDI-Wert für 2023 veröffentlicht. Demnach lag die durchschnittliche Versorgungsunterbrechung in den deutschen Mittelspannungsnetzen bei 10,38 Minuten. Bonn liegt unter dem Durchschnitt und verzeichnete für 2023 rund 7,58 Minuten.

Sind einzelne Stadtbezirke besonders häufig betroffen?

Julian Pitzen: Hier kann ich keine generelle Aussage zu treffen, da es abermals von verschiedenen Faktoren abhängt. Wird in einzelnen Stadtbezirken viel gebaut, ist das Risiko von Stromausfällen größer, da u.a. Kabel beschädigt werden können. Beispielsweise ist es in der Vergangenheit in Beuel zu mehreren Stromausfällen gekommen. Einen Zusammenhang der unterschiedlichen Störungen gibt es dabei nicht. In diesem Stadtbezirk hat es zuletzt am Montag, 30. Dezember 2024, und am Donnerstag, 2. Januar 2025, Stromausfälle im Bereich der Mittelspannung gegeben. Beide Fälle haben jedoch nichts miteinander zu tun - bis auf die geographische Lage. Im vergangenen Sommer gab es im Stadtbezirk Beuel unter anderem einen Defekt in einer Baustromstation, also einer Station, die temporär für eine Stromversorgung aus dem Mittelspannungsnetz auf einer Baustelle eingesetzt wird. Kurze Zeit später gab es einen Stromausfall in Beuel, der bis nach Schwarzrheindorf reichte. Dieser Ausfall wurde durch Tiefbauarbeiten ausgelöst.

Was ist eigentlich eine Mittelspannungsstörung?

Julian Pitzen: Unsere Mittelspannungsnetze betreiben wir mit einer Spannung von 10.000 bzw. 11.000 Volt. Darüber stellen wir die regionale Versorgung mit elektrischer Energie sicher. An dieses Netz werden auch die Netzstationen angebunden, welche die Mittelspannung in Niederspannung (230/400 V) transformieren. Netzstationen liefern somit die Energie lokal an die Haushalte über das Niederspannungsnetz. Eine Störung der Mittelspannung kann verschiedensten Ursachen haben. Kabelfehler, Schäden die durch Tiefbauarbeiten entstehen oder ähnliches. Dadurch, dass das Mittelspannungsnetz die regionale Versorgung sicherstellt, kommt es bei einer Störung in diesen Netzen oftmals zu einem größeren Stromausfall.

Wie bemerkt BonnNetz solche Störungen und wie werden sie behoben?

Julian Pitzen: Die Querverbundleitstelle von BonnNetz überwacht das Bonner Mittelspannungs-Stromnetz rund um die Uhr. Störungen werden uns sofort angezeigt, sodass ein Bereitschaftsteam ausrücken und den Schaden schnell beheben kann. Oftmals fällt der Strom nur für kurze Zeit aus. Dies erreichen wir, indem wir beispielsweise die Versorgung innerhalb des Mittelspannungsnetzes umschalten. Betroffene Haushalte werden wieder mit elektrischer Energie versorgt und wir können den dann spannungsfreien, fehlerhaften Bereich instandsetzen.

An wen sollten sich Menschen wenden, wenn sie einen Stromausfall bemerken?

Julian Pitzen: Bei einem Stromausfall sollten Betroffene zunächst die eigene Hausinstallation auf ausgelöste Sicherungen oder Fehlerstromschutzschalter (FI bzw. RCD) kontrollieren. Zusätzlich sollten auch Nachbarn angesprochen werden, ob diese auch von einem Stromausfall betroffen sind. Eine gute Übersicht gibt zudem das Portal Störungsauskunft. Im besten Fall haben andere Betroffene ebenfalls einen Ausfall gemeldet. Dann gibt es dort eine Info, wenn wir bereits dabei sind, die Störung zu beheben. Generell können sich Betroffene an unsere Störungs-Hotline unter 0800 / 2666389 wenden, um einen Ausfall zu melden. Gute Tipps zur Stromausfall-Vorsorge hält übrigens das ebenfalls in Bonn beheimatete Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BBK) bereit. (sz)

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