Fernwärme für den Neuen Kanzlerplatz
Ein Leuchtturmprojekt verdient auch eine zukunftsweisende Wärmeversorgung. Und so hat sich der Projektentwickler Art-Invest Real Estate beim Bürokomplex „Neuer Kanzlerplatz“ in Bonn für Fernwärme von SWB Energie und Wasser entschieden. Damit jedoch die thermische und nachhaltige Energie fließen konnte, war zunächst die SWB-Tochter BonnNetz gefragt.
Noch vor Beginn der Bauarbeiten musste entlang der Kaiserstraße/Reuterstraße und des Bundeskanzlerplatzes rund 200 Meter Fernwärmetrasse umverlegt werden. „Diese war in Teilbereichen nur wenige Zentimeter vor der Grundstücksgrenze entfernt und hätte somit den Bau der Tiefgeschosse des Gebäudekomplexes verhindert“, sagt Michael Hahn, Fachbereichsleiter Fernwärme, bei BonnNetz. Zudem hatte der Investor von der Stadt einen Grundstücksstreifen erworben, in dem sich noch eine Fernwärmeleitung befand.
Moderne Kunststoffmantelrohre statt Stahlleitungen im Haubenkanal
„Im gesamten Bereich handelte es sich um Stahlleitungen in einem Haubenkanal aus Beton, die wir durch moderne, hochwärmegedämmte und direkt erdverlegte Kunststoffmantelrohre ersetzt haben“, so Hahn weiter. Daneben verfügt das neue System über eine integrierte Vorrichtung zur Fehler- und Leckageortung.
Am Ende hat sich der Einsatz für alle Seiten gelohnt. Die drei Häuser an der Katharina-Focke-Straße und am Bundeskanzlerplatz verfügen jetzt insgesamt über einen Anschlusswert von 2450 kW für 66.000 Quadratmeter Büroflächen.
Nachhaltigkeitszertifikat für Gebäudekomplex
„Wir haben auf Fernwärme gesetzt, weil sie perfekt zu unserer modernen und energieeffizienten Bauweise passt“, sagt Projektleiter Thomas Leise, Senior Investment Manager der Art-Invest Real Estate. Der Gebäudekomplex wurde bereits mit der Leadership in Energy and Environmental Design (LEED) Vorzertifizierung in Gold ausgezeichnet. Die vom U.S. Green Building Council entwickelte Nachhaltigkeitszertifizierung steht für eine umweltfreundliche und ressourcenschonende Bauweise.
Schlüsseltechnologie der Wärmewende
Hier knüpft die Fernwärme an, die als Schlüsseltechnologie für die Wärmewende etabliert wurde und dabei helfen soll, den Kohlenstoffdioxid-Ausstoß zu verringern. Sie hat einen Primärenergie-Faktor von 0,25. Der Faktor ist deshalb so niedrig, weil die Stadtwerke auch mithilfe des Prinzips der Kraft-Wärme-Kopplung Fernwärme erzeugen und Hausmüll thermisch verwerten. Momentan wird für diesen Prozess noch Erdgas zugeführt. Mittel- bis langfristig ist geplant, die Erzeugung auf Wasserstoff umzustellen. Trotzdem können im Vergleich zur Wärmeproduktion mit Erdgas schon jetzt 68.000 Tonnen CO2 im Jahr eingespart werden.
Der Neue Kanzlerplatz mit seinem charakteristischen Turm und den markanten Reliefs an den Fassaden befindet sich in guter Gesellschaft: Größere Fernwärme-Nachbarn sind in unmittelbarer Nähe unter anderem das Wohngebiet „Südstadtgärten“, das Haus der Geschichte samt Museumsmeile, das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ), die Villa Hammerschmidt sowie das Palais Schaumburg. Etwas weiter entfernt setzen das WCCB sowie diverse Gebäude im UN-Viertel auf die klimafreundliche Energieform. (se)
zum Seitenanfang