BonnNetz mit kommunaler Wärmeplanung beauftragt
Wie kann Bonn künftig mit klimaschonender Wärme versorgt werden? Das soll eine kommunale Wärmeplanung herausfinden. Sie dient der Verwaltung als wichtiges Planungsinstrument für die Wärmewende und wird den Menschen in Bonn und anderen lokalen Akteurinnen und Akteure dabei helfen, eine Entscheidung für eine neue Heizungsanlage zu treffen. Die Stadt Bonn hat jetzt das städtische Tochterunternehmen BonnNetz mit der kommunalen Wärmeplanung beauftragt. Ergebnisse werden bereits Anfang 2025 erwartet.
Bis 2035 will Bonn klimaneutral sein. Das bedeutet, spätestens dann sollen keine fossilen Rohstoffe wie Gas oder Öl mehr in den Heizungen verbrannt werden. Die Wärmeplanung wird für alle Bonner Stadtgebiete sinnvolle klimaschonende Heizungsformen empfehlen. Dies kann der Anschluss an das auszubauende zentrale Fernwärmenetz sein, die Einrichtung eines Nahwärmenetzes für ein Quartier oder eine dezentrale Lösung wie einzelne Wärmepumpen für jedes Gebäude.
Bei der Entscheidung spielt nicht nur die technische beziehungsweise rechtliche Machbarkeit eine Rolle. Maßgabe für die Wärmeplanung ist, dass die empfohlenen Maßnahmen wirtschaftlich und sozialverträglich sind. Für zwei bis drei „Fokusgebiete“ werden konkrete erste Schritte vorgeschlagen, damit die Umsetzung direkt starten kann. Zusätzlich wird die kommunale Wärmeplanung aufzeigen, wie der Energiebedarf zur Wärmeversorgung gesenkt werden kann.
Ein ehrgeiziger Zeitplan
„Ich bin froh, dass wir in Bonn schnell unterwegs sind und als eine der ersten Kommunen in NRW die Wärmeplanung starten“, sagt Oberbürgermeisterin Katja Dörner. „Mit der Entscheidung über die Art zu Heizen bindet man sich für 20 bis 30 Jahre. Je eher wir Klarheit haben, welche klimaschonenden Lösungen in welchen Bereichen der Stadt gut funktionieren, umso besser.“
Bis spätestens Juni 2026 müssen Städte mit mehr als 100.000 Einwohnerinnen und Einwohner eine kommunale Wärmeplanung vorlegen – so schreibt es das Wärmeplanungsgesetz (WPG) des Bundes vor. Die Bundesstadt Bonn hatte bereits frühzeitig Bundesfördermittel im Rahmen der Nationalen Klimaschutzinitiative (NKI) beantragt. Als im November 2023 eine Ausgabesperre für den Bundeshaushalt verhängt wurde, lag der Zuwendungsbescheid in Bonn über 90 Prozent der benötigten Projektmittel bereits vor. Mittlerweile ist das Förderprogramm mit Blick auf kommende Landesgesetzgebungen ausgelaufen.
Im EU-weiten Vergabeverfahren setzte sich BonnNetz mit einem überzeugenden Konzept und dem wirtschaftlichsten Angebot gegenüber den Mitbewerbern durch. Unterstützt werden BonnNetz von dem Beratungsunternehmen evety GmbH, dem IT-Dienstleister DigiKoo GmbH und weiteren Partnern. Dank eines ehrgeizigen Zeitplanes werden Ergebnisse der kommunalen Wärmeplanung spätestens Anfang 2025 erwartet – also deutlich früher als gesetzlich vorgeschrieben.
Die Wärmewende ist eine gemeinsame Herausforderung
Auch Olaf Hermes, Vorsitzender der SWB-Geschäftsführung, begrüßte den schnellen Bonner Einstieg in die Wärmeplanung: „In Zeiten des Fachkräftemangels und voller Auftragsbücher der Firmen sind die Kommunen im Vorteil, die früh genug mit den Planungen gestartet sind. Die Bonnerinnen und Bonner werden von der Zusammenarbeit von Stadt und Stadtwerken in der Wärmeplanung profitieren und können selbst aktiv werden.“ SWB-Geschäftsführer Marco Westphal führt weiter aus: „Als Klimawerke haben wir die Dekarbonisierungs-Strategie auch für die Fernwärme eingeleitet. Wir setzen auf wasserstofffähige Turbinen im HKW, ein modernes Müllheizkraftwerk und eine Flusswasserwärmepumpe.“
BonnNetz-Geschäftsführer Urs Reitis ergänzt: „Hinter uns liegt ein intensives Bewerbungsverfahren. Ich freue mich, dass BonnNetz den Zuschlag für die kommunale Wärmeplanung erhalten hat. Wir werden keine Zeit verlieren und direkt starten. Schon jetzt ist klar, dass BonnNetz das Fernwärmenetz verdoppeln und das Stromnetz massiv ausbauen wird. Die Bonnerinnen und Bonner erhalten damit die Grundlage für klimafreundliche Wärmelösungen.“
Die Wärmewende wird nur gemeinsam gelingen. Neben Verwaltung und Stadtwerken werden daher auch viele weitere Akteurinnen und Akteure an der Wärmeplanung beteiligt. Dazu gehören zum Beispiel Bürgerenergiegenossenschaften, Unternehmen, die nutzbare Abwärme produzieren, Wohnungsbaugesellschaften, Universität, Ministerien und andere große Einrichtungen mit hohen Wärmeverbräuchen, Schornsteinfegerinnen und Schornsteinfeger, Handwerksbetriebe und die Bonner Beratungsstellen.
Nach dem Abschluss der kommunalen Wärmeplanung wird der Rat der Bundesstadt Bonn die empfohlenen Versorgungsgebiete voraussichtlich in Form einer kommunalen Satzung ausweisen. Erst dann sind diese bei zukünftigen Planungen zu berücksichtigen – und erst dann greift die im Gebäudeenergiegesetz (GEG) formulierte Anforderung, dass Heizungen zukünftig mit mindestens 65 Prozent erneuerbaren Energien zu betreiben sind.
Bis dahin empfiehlt die Stadtverwaltung Gebäude-Eigentümerinnen und Eigentümer, bereits jetzt mit Sanierungsmaßnahmen zu starten. Denn durch Dämmung kann der Wärmebedarf bereits deutlich gesenkt werden. So lassen sich nicht nur sofort die Energiekosten senken. Auch eine klimafreundliche Heizung kann so kleiner und günstiger ausfallen. Kompetente Beratung hierzu leisten die Bonner Energie Agentur (www.bonner-energie-agentur.de) und die Verbraucherzentrale (www.verbraucherzentrale.nrw/beratungsstellen/bonn). Auch Informationen zu den vielfältigen Fördermöglichkeiten auf Bundes- und Landesebene sind dort zu bekommen. Die Stadt Bonn wird rechtzeitig zum Vorliegen der Wärmeplanung ein eigenes Förderprogramm für die sozialverträgliche Altbausanierung aufsetzen.
Den Stand der kommunalen Wärmeplanung und weitere Hintergrundinformationen gibt es stets aktuell unter www.bonn.de/waerme.
Wärmeplanung ist Teil des Bonner Klimaplans 2035
Die kommunale Wärmeplanung ist Teil des Arbeitsprogrammes des Bonner Klimaplans 2035. Der Klimaplan als Fahrplan für eine klimaneutrale und lebenswerte Stadt Bonn war im März 2023 vom Stadtrat beschlossen worden. Als Klimaneutralitätsstrategie definiert der Klimaplan Ziele und Entwicklungspfade für die Zeit bis 2035. Und er enthält ein darauf ausgerichtetes „Arbeitsprogramm Klimaschutz 2023-2025“ für die Stadtverwaltung, das umgesetzt und in den kommenden Jahren kontinuierlich fortgeschrieben werden wird. Die Wärmeplanung hat auf dem Weg zur Klimaneutralität eine große Hebelwirkung, da sie die Grundlage für folgende Klimaschutzaktivitäten bildet – etwa den Ausbau des Fernwärmenetzes oder das Förderprogramm zur Altbausanierung.
Weitere Informationen zum Bonner Klimaplan 2035 gibt es unter www.bonn.de/klimaplan.
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